Kote Kitae

Kote Kitae

Die Fähigkeit, Schläge und Tritte abwehren oder einstecken zu können ist in den Kampfkünsten ein MUSS. Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein entsprechendes Training in vielen Karate und Kung Fu Stilen zur Tagesordnung gehört.  Unter verschiedenen Begriffen (Iron Body / Iron Shirt / Kote Kitae / Ude Tanren / Ashi Kitae / Shime / Tai Atari uvm.) wird unter Anwendung verschiedener Übungen an diesen körperlichen Fähigkeiten gearbeitet. Leider trifft man diese Art der Übung heute nur noch selten in den Dojos außerhalb Okinawas an, und so scheinen sie zusammen mit dem Hojo Undo zu einer „aussterbenden Art“ zu gehören.

Die sogenannte Abhärtung von Körper, Gliedmaßen und besonders von Händen und Füßen hat in China eine lange Tradition. Ab wann genau dieses Training auch in Okinawa ausgeführt wurde, ist nicht genau bekannt. Einige Forscher vermuten jedoch, dass es erst seit dem späten 19. Jahrhundert dort praktiziert wird. Ihre Vermutung stützt sich dabei auf die Tatsache, dass Lehrer wie Higaonna Kanryo (1853 – 1916) und Uechi Kanbun (1877 – 1948) diese Übungen von ihren Trainingsaufenthalten in China mitbrachten.


Wie ich bereits in meinem letzten Blog Artikel geschrieben habe, ist das Abhärtungstraining in vielerlei Hinsicht von unschätzbarem Wert in den Kampfkünsten. Zum einen gibt es eine gewisse Sicherheit, da man nicht immer allen Angriffen des Gegners ausweichen oder sie blocken kann. In einem solchen Fall scheint es sinnvoll, wenn man nicht beim ersten Schlag des Gegners schon in die Knie muss. Auf der anderen Seite macht es allein schon deswegen Sinn, da man sonst maßgeblich an Effektivität der eigenen Techniken einbüßt. Dies trifft sowohl für Block- als auch für Schlagtechniken zu (wobei das eine oftmals ja das andere ist).


Der Gedanke, dass man die eigene Faust an einem Makiwara konditioniert, hat sich bereits bei einigen wenigen westlichen Karateka durchgesetzt. Doch wie sieht es mit den Armen, Beinen oder sogar dem Oberkörper aus? Makiwara bedeutet, zumindest anfänglich, SCHMERZEN. Nun, ich kann verstehen, wenn viele der Karate Praktizierenden diesem Schmerz ausweichen und ihm entgehen wollen. Aber wie sagt man so schön? „Cry in training, smile in battle“.


Eine der bekanntesten und gängigsten Übungen zur Abhärtung der Unterarme ist gerade in den Richtungen des Naha Te (Goju Ryu, Uechi Ryu) üblich, und wird von Mabuni Kenwa in seinem 1934 veröffentlichten Buch „Seipai no Kenkyu Goshin Jutsu Hiden Karate Kenpo“ (Studium der Sepai Geheimnisse der Selbstverteidigung Karate Kenpo) gezeigt.

Darin beschreibt Mabuni die Abfolge von Soto Uke (Block nach außen), Soto Uke, gefolgt von einem Gedan Barai. Diese Übung ist ebenfalls fester Bestandteil in unserem Training. Interessant dabei ist, dass es eine identische Übung in den chinesischen Kampfkünsten gibt, was die oben genannte Theorie unterstreicht. In diesem Buch von Shifu Ho Ngau zeigt der Meister eine identische Übung an einem Trainingsgerät ohne Partner.

Eine ebenfalls identische Abbildung dieser Übung konnte ich in einem alten Wu Shu Trainingsmanual von meinem Shifu finden (hier als Partnerübung dargestellt):

Da diese Übung ohne echte Unterbrechung ausgeführt wird (sobald der Verteidiger den letzten Block ausgeführt hat, greift er seinerseits den Partner an, und dieser beginnt mit der gezeigten „Block-Sequenz“) entsteht zusätzlich ein gewisser Fluss in den Bewegungen.


Eine weitere Übung, die sehr gekannt ist, nennt sich im Goju Ryu „San Dan Gi“. Sie ist weniger statisch, und wird im vor- und zurückgehen geübt. Sie besteht aus den Techniken Age Uke, Soto Uke und Gedan Barai, wobei jeweils Sanchin Dachi und Shiko Dachi Verwendung finden.

Zum Schluß möchte ich noch eine Kombination zeigen, welche die Basis für eine von uns im Training verwendete Übung darstellt. Auch sie habe ich aus dem Kung Fu in mein Unterrichtsprogramm integriert, auch wenn wir in unserem sogenannten „Sternblock“ statisch arbeiten (aus einem Kiba Dachi heraus) und insgesamt sechs Techniken pro Arm ausführen. Eine identische Übung habe ich aber auch in verschiedenen Dojo in Okinawa sehen können. Sie kommt exakt in dieser Form auch im Kenshi Kai Dojo  von Hokama Tesuhiro Hanshi zum Einsatz, wird hier allerdings im Sanchin Dachi geübt. Interessant bei dieser Übung ist, dass beide Partner gleichzeitig den jeweiligen Block trainieren.

In meinem kommenden Youtube Video werde ich einige dieser Übungen zeigen, und hoffe, dass sie dem ein oder anderen im Training hilfreich sind. Ganbatte und viel Spaß im Training!

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Kommentare: 1
  • #1

    Michael Hammann (Dienstag, 09 Januar 2024 17:44)

    Hallo Andree, gibt es hier das Video schon?